Gedanken zum 2. Sonntag nach dem Epiphaniasfest

Seit langer Zeit haben wir nicht mehr gefeiert und wenn, dann nur in abgespeckter Form: im kleinsten Kreis, digital oder als kurze Begegnung mit Abstand. Wie eine lange Durststrecke fühlt sich das Leben derzeit an. Dabei geht es den meisten von uns noch vergleichsweise gut.
 
Heute, am 2. Sonntag nach dem Epiphaniasfest, in einer Zeit, in der der Mangel und das Vermissen das Lebensgefühl prägt, hören wir von einer ganz anderen Wirklichkeit. Im Verborgenen ist sie längst da.
So wie damals bei der Hochzeit in Kana, bei der Jesus zu Gast war, den noch kaum jemand kannte. Hinter den Kulissen kam plötzlich Unruhe auf. "Der Wein geht aus!" Jesus ließ die leeren Krüge mit Wasser füllen. Und als der Speisemeister probierte, war es Wein. Und zwar kein einfacher Hauswein - der hätte es zu vorgerückter Stunde ja auch getan -, sondern ein Spitzenwein.
 
Wo Jesus ist, ist die Fülle, erzählt diese Geschichte. Da wird nicht geknausert und gespart, da lebt das Leben auf in leichtherziger Unbeschwertheit.
Die Gäste hatten davon gar nichts mitbekommen, sie hatten einfach eine unbeschwerte Zeit bei diesem Fest; vielleicht wurde es ihnen im Nachinhein erzählt, was für ein Wunder geschehen war. So wie uns auch manches im Nachhinein erst bewusst wird und wir dann erst die Fülle erahnen, die im Glauben steckt. "Gott war bei mir und ich hatte es gar nicht gemerkt."
 
Diese andere Wirklichkeit, die Fülle des Lebens, ist da. Wir wurden in sie hineingetauft. Und seitdem gilt, was der Wochenspruch sagt: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
 
Jesus Christus, du weißt, wie es um unsere Lebenskrüge steht. Nach dieser langen Durststrecke geht uns manches aus. Fülle uns mit Freude, mit Hoffnung und Kraft. Amen
 
Bleiben Sie behütet,
Ihre Dekanin
Kerstin Baderschneider
 
Foto: Pixabay