Gedanken zum 11. Sonntag nach Trinitatis

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Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. Das ist der Wochenspruch zum 11. Sonntag nach dem Trinitatisfest.
 
Lange hat man die christliche Demut als Unterwürfigkeit gedeutet. Wir sollen es machen wie der Zöllner im Evangelium (Lukas 18,9ff), der vor Gott steht, die Augen senkt und sagt: Gott sei mir Sünder gnädig. Als käme es darauf an, sich klein zu machen, sich sündig zu fühlen und unwürdig. Doch wer sich demütig gibt, muss noch lange nicht demütig sein.
 
Demut im eigentlichen Sinn hat etwas mit Selbsterkenntnis zu tun. Und so ist es auch beim Zöllner im Gleichnis gewesen. Wer bin ich vor Gott? Immer auch ein Sünder, eine Sünderin. Gefangen in Versuchen, mir und anderen etwas zu beweisen. Ein Mensch mit Fehlern, der Vergebung bedürftig.
 
Fromm sein bedeutet nicht, die spirituelle Leiter nach oben zu klettern im Bestreben, immer besser zu werden in guten Taten und Demutsbekundungen. Fromm sein heißt: sich immer tiefer in Gottes Gnade zu gründen. Mir gesagt sein lassen, dass Gott mich liebt - jetzt schon und nicht erst wenn ich perfekt bin. Daran festzuhalten, dass er mich erlöst aus allen Lebensverstrickungen durch das Kreuz.
 
Solche Demut macht frei. Sie hilft, sich selber loszulassen und sich ganz Gottes Gnade zu überlassen.
 
Eine gute Woche allen!
Ihre Dekanin
Kerstin Baderschneider